Abschlussveranstaltung zur Kittelschürzenausstellung Samstag 17.12.2022 15°° bei Schürers Streuselkuchen und Lindenblütentee Die Hälfte waren bestickt mit Namen von Heroen, Mörderinnen, Liebhabern und Poetinnen, manche waren siebbedruckt, alle waren gelabelt, keine war überflüssig. Sie flatterten munter im Wind, von kleinen Derwischen zum Tanzen gebracht und ließen verblümte Ansichten aus Vergangenem in den Köpfen von manchen Besuchern aufsteigen. Es war ein schönes, leichtsinniges Bild, abseits der wohlbekannten Ausstellungshängung. Im Anschluss daran kamen Teile davon in den Park des Hotel Weißen Rössels, andere wurden in einer Petersburger Hängung in den Süddeutschen Kunstverein eingebracht. Hier treffen die Schürzen auf Konventionen des Ausstellungsbetriebs. Im Gegensatz zur Präsentation an den Linden, hängen sie hier ein wenig unmotiviert - flach an den Wänden - sind dafür aber näher zusammengerückt, berühren sich,bilden einen Verbund. In der Mitte ein Kronleuchter, daneben dreht sich eine Kittelschürze über Tanzflächen, die auch den Besuchern frei zur Verfügung stehen, ein sogenanntes gebe-weg oder englisch give away des Süddeutschen Kunstvereins an seine Besucher. Im Raum eine Stimme, die über Teile der eingestickten Namen Auskunft gibt. Hier drei Beispiele: Poquelin besuchte in der Zeit von 1636 bis 1641 das Jesuitenkolleg Clermont in Paris. Er trat nicht die Nachfolge seines Vaters als Teppichwirker an. Er begab sich nach Orléans und war dort vermutlich als Advokat tätig. 1643 gründete er zusammen mit seiner Lebensgefährtin Madelaine Béjart und anderen die Schauspieltruppe "L`Illustre Théâtre". Lenelotte von Bothmer, Am 14. Oktober 1970 löste sie einen Skandal aus, weil sie als erste Frau in einem Hosenanzugeine Rede im Bundestag hielt. Am 15. April 1970 war sie bereits im Hosenanzug im Plenum erschienen. Zuvor hatte der Vizepräsident des Bundestages Richard Jäger(CSU) erklärt, er würde es keiner Frau erlauben, das Plenum in Hosen zu betreten, geschweige denn an das Rednerpult zu treten. Von dieser Äußerung provoziert, kaufte sie einen hellen Hosenanzug und betrat den Bundestag. Sie erhielt daraufhin eine Vielzahl von anonymen Schreiben, in denen sie zum Teil heftig beschimpft wurde. Irina Palm / Filmfigur verkörpert von Marianne Faithfull Es stellt sich bald heraus, dass das Krankenhaus nicht in der Lage ist, den Jungen zu heilen. Nur eine Behandlung in Australien kann Aussicht auf Besserung bringen. Da sämtliches Geld bereits verbraucht ist und die Kosten nur für die Behandlung, nicht aber für die Flugreise und die Kosten vor Ort von der Krankenkasse übernommen werden, verlieren die Eltern langsam alle Hoffnung. Maggie begibt sich daher das erste Mal in ihrem Leben auf Jobsuche zunächst vergeblich, bis sie ein Schild mit der Aufschrift „Hostess“ gesucht beste Verdienstmöglichkeiten“ entdeckt. Nichtsahnend aber hoffnungsvoll betritt sie den Sex-Club „Sexy World“, mitten in Londons Vergnügungsviertel Soho. Durch den Club-Besitzer Miki erfährt sie Näheres zum Jobangebot und ist zunächst schockiert. Da es aber die mutmaßlich schnellste und letzte Möglichkeit ist, ihrem kleinen Enkel Olly das Leben zu retten, nimmt Maggie das Angebot an, Männer an einem Glory Holesexuell mit der Hand zu befriedigen. Weiterverarbeitung einer Kittelschürze auf Einladung von http://schall-und-rauchwaren.de, demnächst im Süddeutschen Kunstverein |
Eine Hommage an das Nützliche, das Schöne und gleichermaßen Zwiespältige der Kittelschürze |
Insgesamt 500 Kittelschürzen aus verschiedenen Ländern mit klassischen und bisweilen waghalsigen Designs besitzt der Künstler Daniel Schürer, der auch als Gastgeber im Bergcafé in Reusten bei Tübingen bekannt ist. Nun widmet er diesen Objekten eine umfassende Ausstellung im heimlichen „Zentrum der Kittelschürzenkultur“
Ammerbuch-Reusten: Biruté Galdiakas, Ján Kuciak und Hermann Bausinger mit schwungvollen Lettern sind unter anderem diese Namen in Kittelschürzen gestickt, die Daniel Schürer in den vergangenen Jahren zusammengetragen hat. Insgesamt 500 Kittelkleider aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Designs besitzt der Künstler, der auch als Gastgeber im Bergcafé in Reusten bei Tübingen bekannt ist, viele davon hat er jetzt auf diese Weise bearbeitet. Und nicht nur das: Vom 7. Mai bis einschließlich 16. Juli 2022 widmet er der Kittelschürze (italienisch xla vestagliettax) gleich eine ganze Schau. Unter dem Titel xLa vestaglietta Una storia tra erotismo e modax wird sie an drei Orten stattfinden: Am Samstag, den 7. Mai 2022 (Eröffnung im Bergcafé Reusten um 15 Uhr) und am Sonntag, den 8. Mai 2022 werden die bestickten Kittelschürzen auf dem Kirchberg an einer 500 Meter langen Wäscheleine zwischen den dort wachsenden Linden präsentiert. Besonders Neugierige können bereits am Freitag, den 6. Mai 2022 ab 10 Uhr in einer Preview den Aufbau verfolgen. Nach der Präsentation auf dem Kirchberg werden einige der Kittelschürzen dann im Park des Hotels xWeißes Rösselx unweit des Bergcafés zu sehen sein (10. Mai 2022 bis 30. Mai 2022), weitere werden im Süddeutschen Kunstverein ausgestellt (10. Mai 2022 bis 16. Juli 2022). Dass Daniel Schürer, der schon Projekte für das Museumsquartier Wien (MQ 21) oder die Pinakothek in München realisierte, ein Freund der Kittelschürze ist, zeigt nicht nur seine umfassende Sammlung. Wer ihn und das Bergcafé Reusten kennt, weiß auch, dass Schürer und die Kittelschürze quasi eins sind. Denn als Gastgeber des legendären Einkehrorts, der einst von den Schwestern Marie und Sophie Haupt betriebenen wurde, trägt er die meist bunt gemusterten Kittel im Dienst so überzeugt, dass sie mittlerweile zu seinem Alleinstellungsmerkmal und Erkennungszeichen geworden sind. Es scheint also nur konsequent, dass Schürer seiner xzweiten Hautx an seinem Wohn- und Wirkungsort Reusten nun also mit einer umfassenden Hommage bedenkt. Und mit seiner Ausstellung einen Bogen zwischen der Kittelschürze als nützlicher Arbeitsbekleidung, als Ausdruck einer textilen Behausung des Individuums und als modischem Element der Verführung spannt. Ein Rundumschlag also, der nicht nur die Präsentation der mit Namen bestickten Kittelschürzen beinhaltet, sondern der wie es sich für eine ordentliche Hommage gehört auch von theoretischen, praktischen und literarischen Überlegungen in Form eines Booklets begleitet wird. Hierfür konnte Daniel Schürer gleich ein ganzes ExpertInnengremium verpflichten. Neben zahlreichen Abbildungen und Texten des Ausstellungsmachers selbst finden sich im der Kittelschürze gewidmeten Booklet neben einem Essay auch Collagen von Dr. Simon Frisch (Film- und Medienwissenschaftler an der Bauhaus-Universität in Weimar), die die Kittelschürze als geschichts- und weltumspannendes Bekleidungselement zeigen, das losgelöst von Geschlecht, Raum und Zeit seine ganz eigene Poesie entfaltet. Außerdem ein Text von Christa Hahn-Haupt Nichte der einstigen Bergcafé-Betreiberinnen Sophie und Marie Haupt , sowie ein Poem der Tübinger Literatin Karin Kontny, deren Texte seitens des Deutschen Literaturarchivs Marbach als Beispiele ausgewählter neuer deutschsprachiger xLiteratur im Netzx gesammelt werden. Der Münchner Künstler Alexander Steig, aktuell auch Vorstand des Kunstraums Münchens, steuerte für den kleinen Ausstellungskatalog außerdem ganz eigene, private Momentaufnahme bei. Eine weitsichtige Einführung in die Thematik xKittelschürzex liefert der Verleger und Architekt Jörg Esefeld aus Stuttgart, dem der Ort Reusten auch den Beinamen eines "heimlichen Zentrums der Kittelschürzenkulturx verdankt. Was aber hat es nun mit den Namen auf sich, die Daniel Schürer auf die gleichsam zur Leinwand umfunktionierten Kittelschürzen gestickt hat und die den Hauptteil seiner Hommage ausmachen? xEs sind Namen, die mir im Alltag begegnet sind. Sei es in Pressetexten, Büchern, Romanen, Dokumentationen oder einfach nur in Gesprächenx, so Daniel Schürer. xNicht gut, nicht schlecht sind die Richtwerte für die eingestickten Namen. Es sind Menschen wie Du und Ich, die vom Leben in Versuchung geführt werden oder wurden.x Menschen also, die sich Mühe gegeben haben, im Leben weiterzukommen. Und die dabei aufstiegen oder eben stürzten. Die eigentlich anonymen Kittelschürzen werden durch ihre Namen personalisiert und erzählen auf diese Weise eine Geschichte, der sich die Betrachter und Betrachterinnen auf eigne Initiative schauend und forschend annähern können so sie denn das Verlangen der Neugierde und die Lust auf Entdeckungen packt. Bildinformationen: 1) Eine von Künstler und Bergcafé-Gastgeber Daniel Schürer mit dem Namen xBiruté Galdikasx bestickte Kittelschürze im Park des Hotels Weißes Rössel in Ammerbuch-Reusten. Die Schürzen sind Teil einer drei Spielorte umfassenden, von Schürer kuratierten Schau. 2) Detail einer von Künstler Daniel Schürer mit dem Namen xBiruté Galdikasx bestickten Kittelschürze. xDie Namenx, so Schürer, xsind Fundstücke etwa aus Literatur, aus Dokumentationen oder aus Gesprächen.x Die dahinter verborgene Geschichte dieser Menschen wird nicht erzählt, ist aber in das Kleidungsstück gleichsam durch die Stickerei eingeprägt und vom Betrachter selbst zu entdecken. 3) Für sein Ausstellungsprojekt hat Daniel Schürer viele Kittelschürzen aus seiner insgesamt rund 500 Teile umfassenden Sammlung mit Namen versehen. Die Schürzen bilden auch verschiedene Aspekte der modischen Gestaltung dieses einst alltäglichen Kleidungsstücks ab. © alle Fotos/Ausstellungsansichten: Daniel Schürer Titel: xLa vestaglietta Una storia tra erotismo e modax Ausstellungsbeginn: 350 Kittelschürzen am Bergcafé Reusten - SWR Aktuell |